Zeittafel zur Spiegelauer Geschichte |
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Zeittafel 1300
-1400 Spiegelau wird
noch nirgends urkundlich erwähnt. Oberkreuzberg exisitert bereits als Ortschaft
mit einigen Anwesen (schon vor 1395: "Krewzperg" oder
"Creitzperg"), Klingenbrunn als Ansiedlung mit einem oder zwei Höfen
(erste Hinweise schon 1250: “Cunradus de Chlingenprunne”) und Pronfelden (1395
“... Prannfelden ain Öd, leit bey Reichenperg in dem Walld.”) als Hofstätte. 1400
-1500 1488 Im Bärnsteiner
Scharwerksgeldregister findet man Hinweise auf eine Glashütte in Klingenbrunn
und eine Glashütte in Hirschschlag. 1492 Der erste
nachgewiesenen Spiegelauer Hüttenherr Erasmus Mospurger kauft die Frauenauer
Hütte von Balthasar Pfahler. Es liegt der Schluß nahe, daß er zu dieser Zeit
auch die Spiegelauer Hütte schon begründet hat. Beweise dafür gibt es
allerdings nicht. 1498 Erasmus
Mospurger verkauft die Frauenauer Glashütte mit Auflagen an Sigmund Frisch. 1500
-1600 1521 Der in
Grafenau geborene Passauer Bürger Erasmus Mospurger vermacht seine Glashütten
Spieglaw und Klingenbrunn der Pfarrkirche Grafenau. Diese soll regelmäßig
Totenmessen abhalten und die Hütten zum Schätzwert an Mospurgers Vetter, den
Passauer Spiegelmacher Sigmund Frisch weiter veräußern. Dies geschieht zwar,
führt aber zu einem Streit, der 1532 mit einem Spruchbrief des Bärnsteiner
Pflegers beendet wird. In diesem Spruchbrief wird der Ortsname Spiegelau
(Spieglaw) zum erstenmal urkundlich erwähnt. Der Bezug auf die testamentarische
Verfügung von 1521, in dem nur von den “Glashütten” die Rede ist, läßt aber
unzweifelhaft darauf schließen, daß die Glashütte Spiegelau im Jahr 1521
bereits bestanden haben muß.
(Originalurkunden im
Hauptstaatsarchiv München und im
Staatsarchiv Landshut) 1524 Die Glashütte
Hirschschlag existiert nicht mehr. Nur das Landwirtschaftliche Anwesen besteht
noch, der spätere Hirschschlager Hof. 1527 Reformation
und Gegenreformation fordern auch in unserem Bereich ihre Opfer. Leonhard
Kaiser, Theologe, geb. 1480 in Raab bei Passau, wird am 16.8.1527 in Schärding
als Glaubenszeuge verbrannt. 1532 Erasmus
Mospurger stirbt in diesem Jahr. In einem Spruchbrief werden dem Spiegelmacher
Sigmund Frisch aus Passau gegen Zahlung einer gewissen Geldsumme endgültig die
Rechte an der Glashütte Spiegelau (und an Klingenbrunn) zugesprochen. Der Ortsname
Spiegelau (Spieglaw) wird zum erstenmal erwähnt. (Originalurkunde im
Hauptstaatsarchiv München, KLU Niederalteich 1642) 1542 Spiegelau
(Spiglau) wird in dem Erbrechtsbrief, den Sigmund Frisch aus Passau von Herzog
Wilhelm IV. erhält, wieder urkundlich erwähnt. Herzog Wilhelm IV. regiert von
1508 bis 1545 zusammen mit seinem Bruder Ludwig X. und dann allein bis
1550. (Historische Abschrift der Originalurkunde im Staatsarchiv
Landshut, Rentkastenamt Straubing, A
682, Fol. 410) 1556 Achatz Frisch wird
Hüttenherr von Spiegelau und Klingenbrunn. 1568 Spiegelau ist
als Glas- und Spiegelhütte in der "Karte von Bayern" von Philipp
Apian eingezeichnet und wird als solche in einer Liste aufgeführt. Es wird sicher
Spiegelglas hergestellt, das von Spiegelmachern weiterverarbeitet werden mußte.
(z.B. in Passau oder Nürnberg) Die ebenfalls
verzeichnete Glashütte Hirschschlag, in der Patterln hergestellt wurden, ist
seit mindestens 1524 nicht mehr in Betrieb. In späteren
Karten taucht Spiegelau bis ins 19. Jahrhundert nicht mehr auf. In einem alten
Bericht ist von “einem Bauern und ein paar Ochsen” die Rede. Im 18. und Anfang
des19. Jahrhunderts stehen ein Pocher der Klingenbrunner Glashütte sowie eine
Sägemühle an der Ohe eingangs der Steinklamm, die dem Ort den Namen
“Spiegelaumühle” gibt. Mit dem Aufschwung der Holz- und Glasindustrie im 19.
Jahrundert wächst eine kleine Ortschaft entlang der Schwarzach, die auf einigen
Karten auch „Schwarzach“ benannt wird.Vermutlich aufgrund eines Hör- oder
Schreibfehlers findet sich sogar der Name “Schwarza”. 1584 Im Bärnsteiner
Land bricht die Pest aus. 1585 Georg
Rabensteiner erwirbt die Glashütten Spiegelau und Klingenbrunn. 1599 Gotthard
Riedel ist Hüttenherr in Spiegelau und Klingenbrunn. Er stirbt in diesem Jahr. 1600
-1700 1602 Matteus
Greippel (oder Greipl) ist Eigentümer des Klingenbrunner Hüttengutes mit den
beiden Glashütten. Er legt die Glashütte Spiegelau still. Die Glasherstellung
erfolgt in Klingenbrunn (wahrscheinlich „im Ochsenkopf“). 1606 Thomas
Aenkler ist Hüttenherr auf Klingenbrunn. 1608 Michael
Khrieger ist Hüttenherr auf Klingenbrunn. 1611 Hans
Greipl ist jetzt Hüttenherr auf Klingenbrunn. Auch Matthäus Greipl (andere
Schreibweise: Greippel) wird als Eigentümer benannt. Wahrscheinlich betreibt er
jetzt die Hütte mit seinem Bruder zusammen. 1615 Herzog
Albrecht VI. besucht Matheus Greipl in Klingenbrunn, kauft Gläser und bezahlt
diese sogar.. 1618 Der
30-jährige Krieg beginnt. Abraham
Poschinger von Frauenau erwirbt das Glashüttengut Klingenbrunn. 1628 Ezechiel
Preißler wird Hüttenherr auf Klingenbrunn. 1658 Besitzer des
Anwesens wird Willibald Preissler. 1680 Die
Klingenbrunner Glashütte wird nach Althütte verlegt. 1689 Jakob
Miller heiratet die Witwe des Christian Willibald Preißler und wird damit
Hüttenherr auf der inzwischen hoch verschuldeten Glashütte Klingenbrunn. 1700
-1800 1723 Das
Hüttengut Klingenbrunn wird zwangsweise verkauft. Christoph von Tengler erhält
den Zuschlag. 1752 Das
gesamte Hüttengut Klingenbrunn kommt auf die Gant (wird versteigert). 1753 Christoph
Hilz erwirbt das Hüttengut Klingenbrunn. 1756 Die
Klingenbrunner Glashütte (Althütte) wird „durch schlimmes Gesindel“
niedergebrannt und im Ochsenkopf wieder aufgebaut. 1758 Christian
Hilz, der Sohn des Christoph Hilz übernimmt das Hüttengut Klingenbrunn. 1766 Die
Klingenbrunner Neuhütte wird unterhalb des Bocksbergs erbaut. 1769 Josef Damian
Stuber zeichnet als Churfürstlicher Landgeometer einen Plan des Klingenbrunner
Glashüttengutes mit den darauf befindlichen Produktionsstätten. Es sind dies : Klingenbrunn
Ochsenkopf, Althütte und Neuhütte. Althütte wird zu dieser Zeit allerdings
nicht betrieben. 1783 Die
Klingenbrunner Glashütte am Ochsenkopf wird vom Schnee eingedrückt und
endgültig stillgelegt. Dafür wird am Standort Althütte wieder eine Glashütte
erbaut und in Betrieb genommen. 1791 Christian
Hilz stirbt in Klingenbrunn und wird in Oberkreuzberg begraben. 1799 Eigentümer
der Klingenbrunner Glashütten ist jetzt Felix Hilz. 1800
-1900 1806 Felix
Hilz, Hüttenherr von Klingenbrunn wird geadelt. 1814 Felix
von Hilz stirbt. Sein Sohn, der ebenfalls Felix von Hilz heißt, führt die
Hütten weiter. 1820 Der letzte
Hirsch des Bayerischen und Böhmerwaldes wird erlegt. (Die heute lebenden
Hirsche werden erst später wieder eingeführt) 1820 Auf dem
„Urkataster“, einer ersten echten topografischen Vermessung aller Bayerischen
Grundstücke gibt es eine „Spiegelaumühle“ (ein Gebäude), einen Weiler namens
„Schwarza“ (wohl damals ein Hör- oder Schreibfehler, aber bis heute in den
Flurkarten enthalten). Pronfelden ist
mit seinem Gutshof eingezeichnet, der bis heute fast unverändert steht. 1828 Auf dem
topographischen Atlas von Bayern 1:50.000 Blatt Nr. 50 (Zwiesel) ist Spiegelau
gleich neben Schwarzach wieder als winziger Weiler (kleiner als Neuhütte)
verzeichnet. Das soll sich bald ändern. Felix
von Hilz bietet dem Königreich Bayern seinen Waldbestand zum Kauf an. 1829 Felix
von Hilz bietet dem Königreich Bayern seinen gesamten Besitz zum Kauf an. Im
Zuge der Verkaufsverhandlungen wird ein Schätzungsprotokoll über den von
Hilz’schen Besitz angefertigt. Aus diesem Protokoll lassen sich die damaligen
Besitzverhältnisse genau nachvollziehen. Auch die Namen der auf dem Besitz
wohnenden Familien werden genannt. 1832 Das Gut
Klingenbrunn, zu dem auch Spiegelau gehört, wird von Felix von Hilz an das
Königreich Bayern für 107.000 Gulden verkauft. Das Gut besteht damals aus
Herrenhaus, Ökonomiegebäuden, Ziegelei, einer Brauerei mit Wirtschaft,
Glashütten mit entsprechenden weiteren Gebäuden in Alt- und Neuhütte sowie
weiteren Gebäuden und vor allem dem Klingenbrunner Forst. Der Staat
verkauft noch im gleichen Jahr das Gut ohne Forst an Josef von Maiern aus
Mindelheim und die Firma Heinz & Comp. aus Oberfranken. Der Betrieb in
Neuhütte wird wegen Baufälligkeit eingestellt. In Althütte wird bis 1839
produziert. 1833 Auf einer
genauen Militärkarte 1:25.000 Blatt Grafenau von 1833 ist Spiegelau nicht
verzeichnet. Der Weiler heißt dort Schwarzach. Es gibt aber eine
Spiegelaumühle. Das
Forstrevier Klingenbrunn wird begründet. In Klingenbrunn wird ein Forsthaus
errichtet. 1834 Spiegelau
(bzw. Schwarzach) das bisher zur Gemeinde Oberkreuzberg gehörte, wird jetzt
zusammen mit der Gemeinde Klingenbrunn eigenständig. Die Neue Gemeinde heißt
Klingenbrunn. 1839 Ein Teil des
Glashüttengutes Klingenbrunn wird von dem Eigentümerkonsortium an Anton
Hellmayer und seine Frau Katharina verkauft. Die Glashütte wird von seinem
neuen Besitzer Anton Hellmeier von Neuhütte nach Spiegelau verlegt. Erst jetzt
ist Spiegelau wieder ein Glashüttenstandort. Heinz und von
Maiern verlegen die Glasherstellung von Althütte nach Flanitzhütte
(Maiernhütte). Ein Sturm
wirft 30.000 Festmeter Hochwald. 1842 Die Glashütte
wird vom Glasführer (Fuhrunternehmer)
und Bierbrauer Anton Stangl aus Zwiesel für 21.000 Gulden ersteigert.
Nun beginnt eine neue Blüte der Glaserzeugung. Entsprechend dem Zeitgeist (es
wird mehr geschnupft als heute geraucht!) werden hauptsächlich Schnupftabakgläser
hergestellt. Brauerei und Gastwirtschaft tragen zum wirtschaftlichen Erfolg
bei. Der Ort wird zeitweise "Stanglhütte" genannt. 1859 In Spiegelau
wird ein erster provisorischer Gendarmerieposten mit drei Mann eingerichtet. 1860 Spiegelaus
größter Unternehmer, der Brauerei- und Sägewirtsbesitzer, Gastwirt und
Fuhrunternehmer, Eigentümer der Spiegelauer Glashütte und der angeschlossenen
Werkstätten Anton Stangl stirbt am 18. Juni.. Nachfolger wird sein Sohn Ludwig
Stangl. (Andere Quellen geben 1863 bzw. 1866 als Todesjahr an) 1863 Felix von Hilz
auf Klingenbrunn stirbt in Passau als Privatier. 1865 Der Arbeiter
Ferdinand Hilz aus Riedlhütte legt einen Brand im Sägewerk Heiß in Luisenfels,
wobei zwei Menschen ums Leben kommen. Er wird darauf mit dem Fallbeil
enthauptet. 1866 Hofrat Dr.
Wildberger aus Bamberg erbaut eine Holzstofffabrik in der Steinklamm. Hier wird
später auch Pappe hergestellt. Preußen führt
Krieg gegen Bayern. Bayern unterliegt und muß ein “Schutz- und Trutzbündnis mit
dem ehemaligen Kriegsgegner abschließen. 1867 Am 17.4.1867
ertrinkt der Malermeister Wilhelm Fleck bei einem verheerenden Hochwasser
vermutlich in der Schwarzach. Von 1867 bis
1910 werden in einer dafür speziell eingerichteten Zündholzstoßerei des
Glasfabrikanten Stangl Rohzündhölzer für Frankreich und Norddeutschland
hergestellt. 1870 Ein schwerer
Sturm wirft unvorstellbare Mengen Holz. 1874 Das bei dem
schweren Sturm 1870 geworfene Holz bleibt fast vier Jahre liegen. Es gibt aber
auch andere Sorgen, z.B. den Krieg mit Frankreich. Erst 1874 kann man wieder
genug Leute auftreiben, um das Holz aufzuarbeiten. Damals wie heute entsteht
nach der Schwächung des Waldes durch die Sturmschäden eine Massenvermehrung des
Borkenkäfers. Mehr als 1.000 Menschen aus Deutschland , Österreich und Italien
versuchen, soviel Holz wie möglich aus dem Wald zu holen und noch einer Nutzung
zuzuführen. Sie versuchen auch, den Käfer zu bekämpfen. Anschließend wird
aufgeforstet. Dadurch wird die Zusammensetzung der bis Mitte des Jahrhunderts
weitgehend natürlichen Wälder endgültig zu deren Nachteil verändert und es
kommen auch standortfremde Arten zum Einsatz. 1876 Am 20. Juli
1876 wird die Freiwillige Feuerwehr Spiegelau gegründet. Der erste Kommandant
ist Anton Röck. In Chemnitz
wird 1876 Dr. Konrad Wilsdorf geboren. 1910 wird er Inhaber der Fa. Ernst
Petzold, Holzindustrie in Spiegelau (später Staatl. Sägewerk). 1877 Die
Eisenbahnstrecke (Plattling - Bayerisch Eisenstein wird gebaut. Damit ist der
Bayerische Wald an das übrige deutsche Bahnnetz angeschlossen. Die Bahnlinie
Zwiesel-Grafenau kommt erst drei Jahre später. Die Vollendung
der durch Spiegelau führenden Distriktsstraße nach Grafenau bringt eine weitere
Förderung der Spiegelauer Wirtschaft mit sich. Am 17.9.1877
wird die Postagentur Spiegelau begründet. Posthalter: Ludwig Stangl,
Postdienst: Anton Röck. Eine Telegrafenstation wird eingerichtet. 1878 Die Private
Feuerschützengesellschaft wird
gegründet. Der
Fabrikverwalter Rain wird ermordet. Der oder die Täter werden nicht
gefaßt. Am 5.1.1878 wird in Nürnberg Fritz Pretzfelder geboren, der später als Eigentümer der Glasfabrik einer der wichtigsten Unternehmer Spiegelaus werden wird. 1885 Die
Waldvereinssektion Spiegelau wird gegründet. Ein
Angestellter der Glasfabrik namens Anton Hilz wird Besitzer des ersten
Velozipeds im Landkreis. Es war ein fein vernickeltes Hochrad mit Vollgummireifen. Die erste
Rachelkapelle wird erbaut. 1887 Der
Spiegelauer Wald wird radikal abgeholzt. Bis zu diesem Jahr war der Weiler
Spiegelau noch vollkommen mit Bäumen bewachsen. Inzwischen ist der Wald wieder
bis an die Häuser heran gewachsen. 1888 Die
Waldvereinssektion Spiegelau wird in den Hauptverein aufgenommen und heißt
jetzt mit vollständigem Namen: Bayerischer Waldverein e.V. - Sektion Spiegelau
-. 1889 Nach dem
Borkenkäfer richten nun Spanner und Nonne große Forstschäden an. 1890 Am 1.9.1890
wird die Bahnlinie Zwiesel - Grafenau eröffnet. Spiegelau erhält einen Bahnhof.
Es beginnt das eigentliche Wachstum der Gemeinde. Ernst Petzold
aus Chemnitz erwirbt das Sägewerk des Martin Heiß in Luisenfels, weiteren Grund
und Gebäude (auch eine Gastwirtschaft). Er betreibt Holzverarbeitung in großem
Stil mit industriellem Charakter. Das Stammwerk steht in Chemnitz, wo auch die
Familie Petzold weiter ihren Wohnsitz hat.
1891 Am 6.9.1991
wird der Katholische Arbeiterverein Spiegelau gegründet. 1893 Anton von Hilz
stirbt als Gemeindearmer in Straubing. Im
Zusammenhang mit der Feuerwehr wird zum erstenmal eine Feuerspritze (Saug- und
Druckspritze) erwähnt. 1894 Eine
Attraktion kommt nach Spiegelau. Im Gasthaus zur Steinklamm wird das Billardspiel
eingeführt. 1895 Das Forstamt
Spiegelau wird begründet. 1896 Im
Zusammenhang mit der Feuerwehr wird zum erstenmal ein Spritzenhaus
erwähnt. 1897 Dr. Karl
Schnelldorf kommt als erster praktizierender Arzt nach Spiegelau. Er stirbt
schon ein Jahr später. Er soll seine Patienten schlecht behandelt haben und dem
Alkohol verfallen sein. 1898 Der
Glashüttenbesitzer Ludwig Stangl sen. stirbt in diesem Jahr. Sein Sohn Ludwig
Stangl jun. wird sein Nachfolger. Er muß an die Witwe 80.000 Reichsmark
auszahlen. Diesen Liquiditätsabfluß wird das Unternehmen nicht verkraften.
Ludwig Stangl jun. stirbt schon 1905. 1900
- 1950 1900 Der
"Evangelische Verein Spiegelau" wird gegründet. Unter anderem setzt
er sich den Bau einer evangelischen Kirche zum Ziel. Mitglieder des Vereins
sind meist leitende Mitarbeiter der Firmen Holzwarenfabrik Petzold und
Pappenfabrik Wildberger in Luisenfels (heute Steinklamm). Die Firma Petzold hat
ihren Hauptsitz in Chemnitz. Die Fa. Wildberger gehört dem Transportunternehmen
Millitzer & Münch in Hof. Treibende Kraft ist der Verwalter
(Geschäftsführer) der Holzstoff- und Pappenfabrik Dr. Wildberger Jean Emil
Porst. 1901 Am 31. 10.
1901 wird die evangelische Kirche in Spiegelau 16 Jahre vor der katholischen
Kirche eingeweiht. Im gleichen
Jahr (am 19. 12.1901) wird die Errichtung einer Expositur in Spiegelau
beantragt. "Was die ("die Evangelischen") können, können wir
auch", sagen die katholischen Einwohner Spiegelaus. Es wird allerdings
noch einige Jahre dauern, bis Spiegelau eine katholische Kirche erhält. Bis
dahin muß man sich ab 1908 mit einer Notkirche begnügen. Am 8.7.1901
wird Josef Möginger, bekannt als "Rachel-Sepp" geboren. Er hat den
Rachel mehr als 300 mal erstiegen und kennt ihn wie seine Westentasche. Er ist
Gründer und Motor der "Spiegelauer Waldvögel" und
Goldfinkenpreisträger. Der Rachel-Sepp stirbt am 21.1.1992. 1902 Das erste
Schulhaus entsteht. Rupert Keglmaier ist der erste Lehrer in der neuen
Spiegelauer Schule. Im neuen Schulhaus
besteht auch ein erster Raum für "Registratur und Gemeindezwecke".
Ein Vorläufer des Rathauses? Die Frage nach
einem Fußballclub wird laut. Es kommt aber noch nicht zu einer offiziellen
Gründung. Am 8.2.1902
wird der Katholische Kirchenbauverein Spiegelau als Nr. 4 ins Vereinsregister
beim Amtsgericht Grafenau eingetragen. 1905 Am 26.12.1905
wird in Viechtach Lorenz Moser geboren. Er ist einer der letzten
Lokomotivführer der Waldbahn. Der Architekt
Eckmiller aus München schickt am 15.11.1905 einen Bericht über die Planung der
Spiegelauer katholischen Pfarrkirche an die Pfarrei Oberkreuzberg. Dort ist von
402 Sitzplätzen die Rede. Die Kosten werden auf 33.360,- Mark für den
überbauten Raum geschätzt. Josef Stangl
jun. stirbt in diesem Jahr. Der Grundbesitz wird aufgeteilt und an 14
Interessenten verkauft. Sein Schwager Max Rosenberger betreibt die Glashütte in
Pacht weiter. Der
Rachelgipfel erhält sein erstes
Gipfelkreuz mit Christusfigur. Am 8.8. ist die Einweihung durch Pfarrer Duschl
bei einem Bergfest. 1906 Der Ort erhält
eine Hochdruckwasserleitung. Einige Brunnen müssen trotzdem in Betrieb bleiben.
1907 Die erste
Apotheke wird eröffnet. Sie ist eine Filialapotheke des Apothekers Franz Xaver
Schreindl aus Grafenau. Am. 5.1.1907
wird ein Ortsbeleuchtungsverein gegründet. 280 Mark werden in einen Fond
eingezahlt. Im folgenden Jahr entschließt sich die Gemeinde dann doch, die
Beleuchtung selbst in die Hand zu nehmen. Der Verein wird daraufhin wieder
aufgelöst. 1908 Die Gemeinde
beginnt eine Straßenbeleuchtung einzurichten. Am 5.11. um 8. Uhr wird die
elektrische Straßenbeleuchtung feierlich eröffnet. 32 Hausbesitzer haben sich
angeschlossen! Am 14.10.1908
erhält Spiegelau mit Johann Ev. Schweikl (geb. 21.11.1880 , gest. 11.12.52) den ersten eigenen
Seelsorgegeistlichen. (WzKirch) Im November
1908 wird der "Stanglssaal" zur Spiegelauer Notkirche bestimmt. (WzKirch) Ab 1912 einigte man sich mit der
evangelischen Gemeinde, die evangelische Kirche mitbenutzen zu dürfen. Die
Speditionsfirma Millitzer und Münch aus Hof erwirbt die Glashütte. 1909 Die
Spiegelauer Waldbahn wird gebaut. Zunächst werden 32 km mit 600 mm Spurweite
vom Staatsbahnhof Spiegelau nach Mauth in Betrieb genommen. Eine Stichbahn wird
zur St. Oswalder Diensthütte eingerichtet. Zeitweise beträgt die Streckenlänge
100 km. Konrad
Wilsdorf (ein Neffe des bisherigen Inhabers) erwirbt das Petzold'sche Sägewerk. Anton Hilz und
Ferdinand Dallmeyer kaufen die Glashütte und modernisieren sie. Hilz wird von
seinem Teilhaber hintergangen. Beide gehen in Konkurs. 1911 Am 3. November
1911 wird der Männergesangsverein Spiegelau
gegründet. Am 26.11.1911
wird der neue Friedhof eingeweiht. Die erste Beerdigung hat schon am 8.11.1911
stattgefunden. Zu Grabe getragen wurde die am 6. November verstorbene Maria
Friedl. Die zunächst
in Nürnberg und später in München ansäßige Firma Zucker siedelt sich in
Spiegelau an und betreibt die Zucker’sche Dampfsäge. (ab 1939 Reinert, später
Bartels-Werke) 1912 Fa. Zucker baut
die oberhalb der Zucker´schen Dampfsäge stehende “Villa”. Später wird das
mehrstöckige Villengebäude von der Fa. Reinert im Zuge der Arisierung mitsamt
der Dampfsäge übernommen. Die "Zucker-Villa" ist in Holzblockbauweise
auf einem Natursteinfundament errichtet. Die
Waldvereinssektion Spiegelau erbaut ein Schutzhaus unterhalb des Rachelgipfels.
Das Haus erhält den Namen des bayerischen Heimatdichters und Hofrats Maximilian
Schmidt genannt Waldschmidt. Am 1.12.12 wird das Waldschmidt-Haus eingeweiht. Millitzer und
Münch ersteigern die Glashütte aus der Konkursmasse von Dallmayr und Hilz. Am 12.1.1912
sind Reichstagswahlen, die Spiegelauer
stimmen ab: Zentrumspartei:
77 Stimmen Sozialdemokraten: 65 Stimmen Liberale
19 Stimmen Am
5.2.1912 sind Landtagswahlen: Zentrum: 65 Sozialdemokraten 25 Liberale
18 1913 Noch Anfang
Januar 1913 ist die ganze Gegend ohne Schnee.
Die Glashütte
wird vom neuen Eigentümer stillgelegt. 1914 Am 14. Juni
1914 ist die Grundsteinlegung der katholischen Kirche. Man erzählt,
das Grundstück wäre vom Vergolder der Glasfabrik gestiftet worden. Daher der
Name “Vergolderriegel”. Tatsächlich stammte das Grundstück aus dem Stangl’schen
Besitz und wurde von seinen Erben an den Kirchenbauverein verkauft. 1908 fand
vor dem Grafenauer Notar Heinrich Eckel die Verbriefung statt. In Spiegelau
wird nun endgültig ein Gendarmerieposten eingerichtet. Bisher gab es nur ein
Provisorium. Am 1.8.1914 um
19.45 Uhr: Bekanntmachung der Mobilmachung. Ansprache eines sächsischen
Feriengastes an die Spiegelauer. Es werden die Lieder “Deutschland, Deutschland
über alles” und “Die Wacht am Rhein” gesungen. 111
Spiegelauer müssen in den unseligen Krieg ziehen. Viele von ihnen kehren nicht,
manche verwundet oder als Invaliden zurück. Für den
Kirchenbau müssen Frauen und Jugendliche Hand- und Spanndienste leisten. 1916 Die
katholische Kirche wird fertiggestellt. 13.12. Umzug
aus der Notkirche und Segnung des Inneren der neuen Kirche 14.12. Übertragung
des Allerheiligsten 15.12. Erstes
feierliches Rorate 17.12. Erste Taufe 24.12. Erster Leichen-Gottesdienst. Eingeweiht
wird die Kirche erst 1924 durch Bischof Sigismund Felix von Ow. Man erzählt,
die Einweihung wäre vorher mit der Begründung verweigert worden, die
Pfarrgemeinde solle erst ihre Schulden bezahlen. 1917 Am 25. Juni
1917 wird Spiegelau zur Pfarrei erhoben
(Genehmigung schon am 14. Januar 1917) 1918 6. November
1918: Waffenstillstand an der Front Am 7.11.1918 findet die Revolution in
Deutschland statt. Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, dankt ab. König
Ludwig III. von Bayern wird zur Ausreise gezwungen, dankt aber nicht ab. Er
entbindet am 13.11.1918 die Beamten- und Soldaten von ihrem Eid. In München
wird die Räterepublik ausgerufen. 1919 In Weimar gibt
die Deutsche Nationalversammlung der ersten Deutschen Republik eine Verfassung. Bei den
Bayerischen Nationalwahlen kommt es zu folgenden Ergebnissen in Spiegelau: Bayer.
Volkspartei: 269 Mehrheits-Sozialisten 158 Demokraten 19 Eisner
2 21.2.19 Kurt
Eisner wird ermordet, Das von der Regierung angeordnete Trauergeläut wird vom
Pfarrer verweigert. Die seit dem
Jahr 1913 still stehende Glasfabrik wird von dem Nürnberger Bing-Konzern
(bekannt als einer der größten Spielzeughersteller der Welt) erworben und
wieder betrieben. Als Geschäftsführer ist Fritz Pretzfelder, (geb. 5.1.1878 in Nürnberg) tätig. 1920 Am 6. Juni
1920 sind Reichstagswahlen Die
Spiegelauer Wahlergebnisse: Bayerische
Volkspartei 178 Mehrheits-Sozialisten 91 Unabhängige
104 Demokraten
15 Landtagswahlen: Bayerische
Volkspartei 172 Mehrheits-Sozialisten 98 Unabhängige
83 Demokraten
24 Eine Zählung
beim Sonntagsgottesdienst ergibt 260 Personen. Ein neuer
Schulbau wird beantragt. 1921 Ein
Arbeitersportverein soll gegründet werden. Am 11.8.1921
entsteht ein großer Waldbrand oberhalb Zucker-Dampfsäge. 1922 Das neue
Schulgebäude wird errichtet. Es steht an der späteren Schulstraße. 1951/52 wird
umgebaut und vergrößert. Seit 1990 ist die Zivildienstschule dort
untergebracht. 1923 Die Inflation
ist auf ihrem Höhepunkt und macht allen zu schaffen. 1 US-Doller ist jetzt 4,2
Billionen ( 4.200.000.000.000,00) ! Mark wert. Der geschäftstüchtige
Kommerzienrat Dr. Konrad Wilsdorf hat eine gute Idee. Er lässt, wie viele
Firmen und Gemeinden damals, eigenes Notgeld drucken und prägen. Damit schlägt
er zwei Fliegen mit einer Klappe. Er braucht sich nicht mehr um die Beschaffung
von Unmengen Geld für seine Löhne zu sorgen. Und seine Arbeiter können ihren
Verdienst nur noch im betriebseigenen Laden ausgeben. So bleibt das Geld im Haus.
Im gleichen
Jahr brennt die Holzwarenfabrik Ernst Petzold jr. (Inhaber: Dr. Konrad
Wilsdorf) ab und muß zeitweise schließen. 150 Beschäftigte verlieren ihre
Arbeit. Der oder die Täter werden nicht gefasst. Das Gerücht, es handle sich um
einen Racheakt, kommt erst sehr viel später auf. Am 8.12.1923
wurde eine junge Frau von ihrem Liebhaber aus Unachtsamkeit erschossen. Da man
der Frau einen “liederlichen Lebenswandel” nachsagte, wurde dies als
Strafgericht Gottes angesehen. Am 25.12.1923
lag so viel Schnee, daß viele Bewohner nicht zum Weihnachtsgottesdienst kommen
konnten. 1924 Am 19.6.24
wird der Turnverein Spiegelau (TSV Spiegelau) gegründet. Die
katholische Kirche wird durch Bischof von. Ow
eingeweiht. Am 6.4. sind
Landtagswahlen in Bayern. Die Spiegelauer stimmen ab: Vereinigte
Sozialdemokraten (SPD) 163 Völkischer
Block
75 Bayerische
Volkspartei (BVP) 29 Beamtenpartei
4 Nationale
Rechte
9 Bayer. Bauern-
und Mittelstandspartei 1 Im Mai 1924
sind Reichstagswahlen. Die Spiegelauer Wahlergebnisse: Vereinigte
Sozialdemokraten (SPD) 95 Völkischer
Block
55 Bayer.
Volkspartei (BVP)
35 Deutschnationale
Partei (DNVP) 14 Kommunisten
(KPD)
9 Deutscher
Block in Bayern
4 Bayer. Bauern-
u. Mittelstandsbund 2 Unabhängige
Sozialdemokraten (USPD) 2 Nationale
Freiheitspartei
2 Deutsche
Volkspartei (DVP) 1 Zentrum
1 Im Dezember
1924 sind wieder Reichstagswahlen. Ergebnisse in Spiegelau: Sozialdemokraten (SPD)
147 Völkischer
Block
9 Bayerische
Volkspartei (BVP) 50 Deutschnationale
Volkspartei (DNVP) 49 Kommunisten
(KPD)
5 Deutscher
Block in Bayern
4 Unabhängige
Sozialdemokraten (USPD) 3 Aufwertungspartei
4 Deutsche
Volkspartei
7 Deutsche
Demokratische Partei 6 1925 Am 11.8.1925
ziehen von der Donau her schwarz-gelbe Gewitterwolken. Gegen 20.30 bricht ein
Gewittersturm los, der allein im Bereich des Forstamts Spiegelau ca. 70.000
Festmeter Holz wirft. Der Sturm ist so stark, daß der Hausflur im Pfarrhaus
trotz geschlossener Tür innerhalb von Minuten überflutet ist. Dazu blitzt und
donnert es unentwegt. Einigen Spiegelauer Geschäftsleuten entsteht hoher
Schaden. Am 8.6.1925
wird die freiwillige Sanitätskolonne Spiegelau gegründet. Bei der
Reichspräsidentenwahl am 26.4.1925 kam es in Spiegelau u.a. zu folgenden
Ergebnissen: Hindenburg Marx
(SPD) Thälmann (KPD) Wahlbeteiligung 142 Stimmen 64 Stimmen 2 Stimmen 53%
1926 Fritz
Pretzfelder erwirbt die Glasfabrik von der notleidenden Firma Bing und
wandelt sie in eine GmbH um. Die Kristallglasfabrik Spiegelau GMBH
(KSS) ist gegründet. Die
Spiegelauer Waldbahn hat 41 km Gleisstrecke. Dazu kommen etliche Kilometer
fliegende Gleise. Der Stundenlohn bei der Waldbahn liegt für Schlosser bei 47
Pfennigen. Eine
Arbeitslosenmeldestelle wird eingerichtet.
Das neue
Spritzenhaus der FFW in Spiegelau wird eingeweiht. Der
Männergesangsverein wird zu neuem Leben erweckt. Der Hochw. Herr Kooperator
Karl Miedl sammelt die sangesfreudigen Spiegelauer wieder um sich. 1927 In Person des
Dentisten Fritz Schießl erhält Spiegelau seinen ersten Zahnarzt. (Chr) Im Oktober 1927
ist der Rohbau des Kinderheims fertig. Von versprochenen 45.000 Mark aus dem
“Osthilfeprogramm” der Regierung hat man nur 25.000M erhalten. Der Chronist
schreibt: "Herr hilf weiter!” Im September
werden auf dem Friedhof mehrere Engelsfiguren gestohlen. Die Täter scheinen
Profis zu sein. Es sind 1927 insgesamt 300 Personen in der Glasfabrikation beschäftigt. Fritz
Pretzfelder,von 1920 bis 1933 Vorsitzender der Bayerischen
Hohlglasindustrie, Vorstandsmitglied des Arbeitgeberverbandes der
deutschen Hohlglasindustrie, Präsidiumsmitglied des Verbandes der
Glasindustriellen Deutschlands, dem wirtschaftlichen Spitzenverband der
deutschen Glasindustrie, Sachverständiger der Reichsregierung für
Handelsvertragsverhandlungen mit fremden Staaten, wird zum
Kommerzienrat ernannt. 1928 Wieder gab es
im Dezember nur zwei bis drei Tage eine Handvoll Schnee. Am 4. Januar schneit
es dann endlich, es regnet aber drein und alles ist wieder aufgeweicht. Die
Holzzieher können ihre Arbeit nicht tun. Im Sommer
(Juni) grassiert eine schwere Typhus-Epidemie, der mehrere Menschen zum Opfer
fallen. Ein Notlazarett wird im Schulhaus Riedlhütte eingerichtet. Das
Dampfsägewerk Hackinger wird gegründet. 1929 Am 4. Juli
1929 richtet ein verheerender Orkan richtet im Bereich Spiegelau (wie im ganzen
Bayerischen Wald) großen Schaden im Wald an. Eine
Motorspritze wird für die Freiwillige Feuerwehr angeschafft. Es gibt aber
Probleme mit der Bezahlung. 1931 Dr. Konrad
Wilsdorf schenkt unter Auflagen der Gemeinde Spiegelau einen Sportplatz mit
Ausstattung. (Heute der "Alte Sportplatz") 1932 627
Arbeitslose (bisherige Höchstzahl) sind registriert. Bei den
Reichspräsidentenwahl am 10.4.1932 kam es u.a. zu folgenden Ergebnissen: Hindenburg Hitler (NSDAP) Thälmann (KPD) Wahlbeteiligung 301 Stimmen 57 Stimmen 41 Stimmen
88% 1933 22.1.33 Ein
Mann von Jägerfleck wird von einem anderen ebenfalls von Jägerfleck erstochen.
Der Täter erhält als Jugendstrafe zehn Jahre Zuchthaus. Am 30.1.1933
wird Hitler Reichskanzler. Bei den
letzten Reichstagswahlen am 5.3.1933 kam
es in Spiegelau zu folgenden Ergebnissen: (565
Wahlberechtigte, 490 abgegebene gültige Stimmen) SPD Deutschnat. Deutsche KPD Bayer. Volkspartei NSDAP Volkspartei Volkspartei 264 0 3 46 69 86 Im Vergleich
dazu die vorherigen Wahlen vom 6.11.1932 (558
Wahlberechtigte, 390 abgegebene gültige Stimmen): SPD Deutschnat. Deutsche KPD Bayer. Volkspartei NSDAP Volkspartei
Volkspartei 212 0 10 75 63 24
Die
demokratisch gewählten Gemeinderäte und Bürgermeister werden durch
Parteigenossen ersetzt. Die Kreisleitung der NSDAP bestimmt Stefan Zebhauser
als 1. Bürgermeister. 1934 Die
Kleinsiedlung (Bahnhofsiedlung) hinter dem Spiegelauer Bahnhof kann im Oktober
1934 bezogen werden. 1936 Bürgermeister
Zebhauser hat mit der Finanzierung der Spiegelauer Kleinsiedlung zu kämpfen.
Außerdem muß der sich darum kümmern, ob die neuen Siedler ihren Pflichten
nachkommen oder wieder aus den Häusern ausziehen müssen. 1938 Spiegelau
verfügt über sieben Industriebetriebe mit insgesamt 572 Arbeitsplätzen. 1939 Die
jüdischen
Besitztümer in Spiegelau werden "arisiert", d.h. die Eigentümer werden
teilweise unter Gewaltanwendung gezwungen, ihre Firmen weit unter
ihrem tatsächlichen Wert an parteitreue "arische" Geschäftsleute
abzugeben. Die Firma Reinert übernimmt die
Dampfsäge Zucker. Die Spiegelauer Kristallglasfabrik wird von
Kommerzienrat
Pretzfelder unter "Vermittlung der NSDAP" an die Herren Paul Beate und
Hans von Schöppenthau
"verkauft". Vom "Verkaufserlös werden 25% als "Fluchtsteuer"
einbehalten. Der Rest der Kaufsumme wird auf ein Sperrkonto einbezahlt,
auf das die Eigentümer erst nach der Ausreise (also keinen) Zugriff
haben. Dem Ehepaar Pretzfelder gelingt in letzter Minute die Flucht
nach England. Ihr Sohn war schon zwei Jahre vorher über England in die
USA emigriert. Der Bruder Max Pretzfelder und ein großer Teil der weiteren Familie
Pretzfelder haben nicht so viel Glück. Sie werden in Theresienstadt und
anderen Lagern ermordet. In Spiegelau
werden 157 Rundfunkgeräte gezählt. 1941 Vom 12.-14.
Nov. 41 entwurzelt ein Orkan mehr als 12.000 Festmeter Wald. Mangels
Arbeitskräften müssen die Stämme bis zum Frühjahr 1942 liegenbleiben. Ein
Gemeindeangestellter des mittleren Dienstes erhält monatlich 479,90 RM
ausbezahlt. Damit kann er keine großen Sprünge machen. Oft muß ein Vorschuß
beantragt werden. 1943 Der verdiente
prakt. Arzt Dr. Geiger (er leitete u.a. auch die Sanitätskolonne Spiegelau)
wird wegen eines Ausspruchs denunziert und infolge dessen am 1.11.1943 wegen
“Wehrkraftzersetzung” in Berlin hingerichtet.
Dr. Konrad
Wilsdorf überläßt seine Firma dem Deutschen Reich bzw. dem Land Bayern mit
Urkunde vom 8. Juli 1943 (Archiv Staatl. Sägewerk). Die Grundstücke übereignet
er unentgeltlich gegen diverse Dienstbarkeiten und Schuldenerlass, für die
eigentliche Fabrik mit den Maschinen erhält er ein angemessenes Entgelt. Das
Sägewerk beginnt am 1.1.1944 wieder mit seiner Arbeit und besteht bis zu seiner
Stillegung 1999 im Eigentum des Freistaats Bayern. Die
Viehzählung am 3.12.1943 in Spiegelau, Jägerfleck und Neuhütte erbrachte: 3 Pferde, 59
Stück Rindvieh, 10 Schafe, 68 Ziegen, 12 Schweine, 272 Kaninchen,
635 Hühner, 94 Gänse, 42 Enten, 37 Truthühner, 1
Bienenvolk. 1945 Der erste
Bürgermeister in Spiegelau nach dem Krieg von 1945 bis 1947 ist Christian
Bauer. Er wird noch von der amerikanischen Militärregierung eingesetzt. Nach einer
Pause von einigen Monaten beginnt im Oktober 1945 der Schulbetrieb wieder. 1946 Wolfgang
Genosko wird neuer Kommandant der FFW Spiegelau. 1947 Ludwig Wurzer
kommt als Lehrer nach Spiegelau. Noch im gleichen Jahr wird er Schulleiter. 25
Jahre lang wird er die Geschicke der Schule lenken. Ihm verdankt
Spiegelau auch viele chronistische Aufzeichnungen über die Pfarrgemeinde, die
Schule, den Männergesangverein, die Feuerwehr und die Entstehung des
Nationalparks Bayerischer Wald. Bei den ersten
Kommunalwahlen nach dem Krieg wird Johann Stadler sen. (SPD) zum Bürgermeister
gewählt. Er bleibt es bis 1955. Ihm folgen Erich Mock (SPD) von 1955-1978,
Johann Stadler jun. (CSU) von 1978-1996 und Josef Luksch (SPD) ab 1996. 1948 Am 5. Mai 1948 findet die Neugründungsversammlung des Männergesangvereins Spiegelau (MGV) statt. Kommerzienrat
Pretzfelder beantragt am 29. Dezember die Rückgabe seines Eigentums.
Trotz der eindeutigen Sachlage dauert es fast ein ganzes Jahr, bis
die Angelegenheit geregelt ist. 1949 Von 1949 bis
1951 wird der Friedhof erweitert. Dabei fällt der Waldbestand. Die Arbeit wird
teilweise freiwillig von Arbeitslosen geleistet. Am 28.
November 1949 werden Paul Beate, sowie Hans und Ruth von Schöppenthau
ihrer Funktionen Gesellschafter der KSS enthoben
und Kommerzienrat
Pretzfelder, der in England seinen dort schwer ausprechlichen Namen in
Preston
geändert hat, erhält seine Glasfabrik zurück. Durch seinen
unternehmerischen
Einsatz blüht das völlig heruntergekommene Werk unter dem Direktor
Danzmann
wieder auf. Innerhalb kürzester Zeit verdreifacht sich die Belegschaft
von 240 auf 620 Beschäftigte. 1950
- 2000 1951 Die
Rachelkapelle, die nach dem Krieg abgebrannt war, wird wieder aufgebaut. Das
Rachelkreuz wird zum zweitenmal erneuert. Die zerbrochene Christusfigur wird
instandgesetzt. Die zweite
Schule von 1922 wird zu klein und wird
um ein Stockwerk und ein weiteres Dachgeschoß aufgestockt. Im August
(10.8.51) beschließt die Vorstandschaft des TSV
Spiegelau (1.Vorsitzender Ludwig Wurzer) statt der bisherigen kleinen
Waldfeste eine dem "größten Industrieort im mittleren Bayerischen
Wald" angemessene Attraktion ins Leben zu rufen. Das erste
"Spiegelauer Volksfest" ist geboren. 1953 Spiegelauer
Waldbahn: Ein 7 km langes neues Teilstreckenstück "Obere
Scheerstrecke" wird gebaut. Am 5.1.1953 verleiht die Gemeinde Spiegelau (bzw. Klingenbrunn) Herrn Kommerzienrat Fritz Pretzfelder das Ehrenbürgerrecht. Die
Gemeindeverwaltung (Gemeindekanzlei und Sitzungssaal) ist ab nun in der
"alten" Schule von 1902 untergebracht. Bisher hatte sie nur einen
Raum dort gehabt. Die Gemeindeverwaltung war bis dahin im alten Schulhaus in
Klingenbrunn. Außerdem sind noch die Kreissparkasse und drei Wohnungen in dem
Gebäude. Von 1953 bis
1998 dient das Spiegelauer Schulhaus von 1902 als "Rathaus". 1955 Bei den
Bürgermeisterwahlen wird Erich Mock (SPD) gewählt. Er bleibt bis 1978 im Amt. Eine
Massenschlägerei beim Volksfest beschäftigt zwei Jahre lang die Gerichte. Sieben
Angeklagte werden zu Bewährungsstrafen verurteilt.
1959 Ein wichtiges
Datum für Spiegelau. Der Name der Gemeinde, die bisher Klingenbrunn hieß wird
mit Wirkung vom 14.8.1959 in Spiegelau umgeändert. Der Name Klingenbrunn bleibt
als Gemeindeteilname erhalten. Zu Spiegelau gehören
jetzt die Gemeindeteile Spiegelau, Althütte, Flanitzhütte, Hauswald,
Jägerfleck, Klingenbrunn, Kronreuth, Neuhütte, Ochsenkopf, Reinhardschlag und
Sommerau. Später wird die Gemeinde nochmals vergrößert. Es kommt 1963 der
Gemeindeteil List von Oberkreuzberg
dazu. 1978 wurde Oberkreuzberg mit allen Gemeindeteilen und Pronfelden
eingemeindet. 1960 Am 11. Mai
fährt Lorenz Moser die letzte Ladung Holz auf der Waldbahn nach Spiegelau. 1961 Am 12. August
1961 wirft eine gewaltige Windhose 5000 Festmeter Holz im Bereich der
Graupsäge. Kommerzienrat
Preston (bis zu seiner erzwungenen Emigration Pretzfelder) stirbt am 31.10.1961
in einer Münchner Klinik. Seine Frau Klara war bereits am 17. Juni 1959 verstorben. 1962 Kommerzienrat
Dr. Konrad Wilsdorf stirbt in diesem Jahr. Er überließ sein Sägewerk 1943 dem
Deutschen Reich bzw. dem Land Bayern. Heute ist es im Besitz des Freistaates
Bayern und damit das einzige staatliche Sägewerk. Eine Straße wird nach dem Tod
nach Wilsdorf benannt. Spiegelau
erhält ein eigenes Wappen. Am 17.7.1962 stirbt direktor Willy Danzmann im Alter von 53 Jahren. Die Kristallglasfabrik Spiegelau wird von den Erben Kommerzienrat Pretzfelders an eine westdeutsche Filiale der Württembergischen Metallwarenfabrik verkauft. Diese veräußert das Werk 1963 an die Fahrrad- und Metallwarenfabrik Union Sils von de Loo& Co in Fröndenberg/Ruhr. 1963 Der Ortsteil
„List“, bisher bei Oberkreuzberg, wird am 1.1.63 eingemeindet. Die
Pflichtmüllabfuhr wird eingeführt. Schluß mit dem Müll im Wald. Bei der Schule
wird noch einen Anbau mit einer Turnhalle und zwei Klassenzimmern in Angriff
genommen. 1964 Im März 1964
erhalten die Spiegelauer Straßen Namen. Rektor Wurzer erarbeitet die
Vorschläge. Die FFW
bekommt ein neues Löschfahrzeug (TLF 16).
Am 1.9.64 wird
die neu an die Schule angebaute Turnhalle mit zwei aufgesetzten Klassenzimmern
fertiggestellt und eingeweiht. 1966 Am 8.11.1966
wird in Spiegelau die neue Kriegergedächtnisstätte als symbolisches Grab für
alle Kriegsopfer geweiht. Der trauernde Soldat aus Granit vom alten
Kriegerdenkmal bei der Sparkasse liegt noch einige Jahre hinter einem Schuppen. 1967 Der dringend
notwendig gewordene Bau der neuen Straße nach Neuhütte und Jägerfleck wird
begonnen. Die Straße wird 1968 bis nach Neuhütte und 1969 nach Jägerfleck
fertiggestellt. Eine alte Lindenallee muß gefällt werden. Frau
Reinsberger aus Schönberg schenkt der Gemeinde ein Grundstück zum Bau der
Spiegelauer Kläranlage. Die Gemeinde
Spiegelau wird Gründungsmitglied des “Zweckverbandes zur Förderung des Projekts
eines Nationalparks Bayerischer Wald”. 1968 Die
Eissportanlage in Spiegelau wird fertiggestellt. Am 17.9.68
wird das neue Turmkreuz der katholischen Kirche geweiht und aufgesteckt. 1969 Der
Fremdenverkehrsverein Spiegelau wird gegründet und ins Vereinsregister (Nr.165)
eingetragen. Schon 16 Jahre vorher hatte es einen Gründungsversuch gegeben. Das alte
Feuerwehrhaus wird abgerissen und neu erbaut. Ein Jahr später ist es
fertig. In Neuhütte
wird eine große Vogelvoliere eingerichtet. Später werden Vögel von Kriminellen
mit Steinen erschlagen und die Voliere teilweise zerstört. Am 11.9.1969
wird die Straße von Spiegelau nach Jägerfleck über Neuhütte dem Verkehr
übergeben. 1970 Die
Renovierung der Spiegelauer Pfarrkirche ist abgeschlossen. Die Innenmalerei
übernimmt der akademische Kunstmaler Erich Horndasch. Der
Nationalpark Bayerischer Wald wird am 7. Okt. 1970 als erster Nationalpark in
Deutschland gegründet. 1972 Die
Rachelkapelle brennt ab, wird aber gleich wieder aufgebaut. Der
Zweckverband Abfallwirtschaft ZAW
Donau-Wald wird gegründet. Der
Waldspielplatz ist fertig und wird an
die Kinder übergeben. Ein Jahr lang haben Bedienstete der
Nationalparkverwaltung daran gearbeitet. Eine Attraktion für Spiegelau. 1975 Die Wetterstation
Klingenbrunn-Bahnhof wird eingerichtet. Joachim Ott
legt für den Fremdenverkehrsverein Spiegelau eine Dokumentation zur Schaffung
eines Kurzentrums in Spiegelau vor. Der Gedanke wird von der Gemeinde zwar
aufgegriffen, aber nie verwirklicht. 1977 Das
100-jährige Bestehen der FFW Spiegelau wird ausgiebig gefeiert. Eine
lesenswerte Chronik wird herausgegeben.
1978 Die bisher
eigenständige und auch ältere Gemeinde Oberkreuzberg mit ihren bisherigen
Gemeindeteilen Augrub, Beiwald, Hirschöd, Hirschtalmühle, Hirschschlag,
Hochreuth, Holzhammer, Holzmühle, Kirchenberg, Langdorf, Luisenfels,
Marienhöhe, Mühlberg, Palmberg, Rehbruck, Reuteck, Ringen, Steinbüchel,
Winkelhof, Winkelmühle und Winkelreuth werden im Zuge der Gemeindegebietsreform
nach Spiegelau eingegliedert. Im gleichen Zug kommt auch Pronfelden von St.
Oswald-Riedlhütte zu Spiegelau. Johann Stadler
(CSU) löst Erich Mock (SPD) als Bürgermeister ab. Er bleibt es bis 1996. Sein
Nachfolger wird Josef Luksch (SPD). 1980 Die Ausschreibung
für den Bau der neuen Schule ist in vollem Gang. Das Preisgericht tagt und
vergibt den 1. Preis an den Regensburger Architekten Siegfried Dömges. Dieser
erhält schließlich auch den Auftrag für die
Bauausführung. 1982 Im Februar
1982 gehen die "Spiegelauer Holzwerke", früher
"Bartels-Werke" in Konkurs. Mitte Dezember des Vorjahres war das Werk
bereits stillgelegt worden. Über 100 Arbeiter und Angestellte stehen auf der
Straße. Das bittere Ende hat sich allerdings schon seit einigen Jahren
angekündigt. 1979 war das Werk, das zu dieser Zeit
"Bartels-Ibus-Werke" hieß, vom Eigentümer "Elektrowatt" aus
Zürich an die Firma Doblinger in Straubing verkauft worden. Der Grundstein
für die neue Schule und die Mehrzweckhalle wird am 23.8.1982 gelegt 1983 Im August
entstehen als Folge eines Sturms große Windwurfflächen im Nationalpark. 1984 Im November
legt ein Sturm wieder große Flächen im Nationalpark um. Man beschließt, die Flächen, die inzwischen ca. 173 ha
umfassen, nicht “aufzuarbeiten”. Am 15.11.1984 wird
die neue Schule eingeweiht. Erste Rektorin ist Frau Anna Reger. Ihr folgt im
September 87 Anton Seibold. 1985 Der
Gewerbeverein Spiegelau e.V. wird gegründet. 1. Vorsitzende wird Anna-Christine
Zankl. Von 1989 bis 2004 bekleidet Max Schinabeck dieses Amt. 2004 wird Michael
Schinabeck zum 1986 Im Frühjahr
diesen Jahres läßt der Eigentümer des Sägewerks Hackinger der Gemeinde
mitteilen, daß er aus Alters- und Wirtschaftlichkeitsgründen die Arbeit im
Frühjahr nicht mehr aufnehmen könne. 35 Arbeitnehmer stehen auf der Straße. Ein
Versuch, die Firma vom Staatlichen Sägewerk übernehmen zu lassen, scheitert.
Zwei Jahre später werden Werk und Gelände versteigert. Am 18.7.1986
wird die neue Mehrzweckhalle eingeweiht. Die erste Veranstaltung, ein Sänger-
und Musikantentreffen, hatte bereits am 27.4.1986 stattgefunden. Am 19. und
20.6.1986 findet in Spiegelau das erste Pandurenfest statt. Veranstaltet wird
es vom Fremdenverkehrsverein Spiegelau unter dem 1. Vorsitzenden Wolfgang Genosko. Am 7. Dezember
1986 findet der 1. Christkindlmarkt in Spiegelau statt. Veranstaltet wird er
durch den Gewerbeverein. 1990 Die
Kristallglasfabrik Spiegelau wird von der Nachtmann Gruppe, einem der führenden
Glashersteller Europas, erworben. Es geht wieder aufwärts mit dem Glas in
Spiegelau. (Presse) Die
Zivildienstschule nimmt am 1. Januar ihre Arbeit auf. Jährlich werden 48
Lehrgänge mit je ca. 100 Teilnehmern abgehalten. In der Nacht
vom 4. auf den 5. Mai 1990 fallen im
Staatlichen Sägewerk ein die Brettersortieranlage und die Schnittholzvorräte
einem Brand zum Opfer. Es entsteht ein Schaden von ca.1,5 Mio DM. Brandursache
ist Brandstiftung. Ein 18jähriger Spiegelauer wird als Täter festgenommen und
gesteht die Tat. 1992 Am 5. Dezember
1992 stirbt Lorenz Moser, einer der letzten Lokomotivführer der Spiegelauer
Waldbahn. Am 27.9.1992
brennt die Stiegenhütte im Nationalpark ab. Es liegt Brandstiftung vor. Der
oder die Täter werden nicht ermittelt. 1994 21.5.: Die
hölzerne Diensthütte am Gfällparkplatz fällt einem Brandanschlag zum Opfer.
Auch die dort untergestellten Fahrzeuge des Rachelwirts Hans Genosko werden
zerstört. Fast gleichzeitig wird auch die Aussichtsplattform beim Wintergatter
an der Neuhüttenwiese ein Raub der Flammen. Es liegt ebenfalls Brandstiftung
vor. Der oder die Täter werden nicht gefaßt. 1995 Anläßlich der
25-Jahr-Feier des Nationalparks werden in Spiegelau der Naturerlebnispfad beim
Waldspielplatz und der Kur- und Gemeindepark ihrer Bestimmung übergeben. Der
Gemeindepark wurde auf dem Gelände der früheren Bartels-Werke eingerichtet. Das teilweise verseuchte
Erdreich wird abgetragen, Fundamente gesprengt, so daß man drei künstliche Seen
anlegen kann, durch die Schwarzachwasser fließt. Der Park wird
landschaftsgärtnerisch gestaltet und bekommt auch einen Zugang zur erneuerten
Kneipp-Anlage. Im Winter ist
eine kleine Rundloipe eingerichtet. Die Wege werden nachts beleuchtet. Der
“Seelensteig” wird eingerichtet und eröffnet. Er soll Interessierten den
Kreislauf von Werden und Vergehen im Wald erlebbar und sichtbar machen. Auf einen Tag
genau ein Jahr nach dem letztjährigen Brandanschlag auf Einrichtungen des
Nationalparks wird das Bürogebäude der Nationalparkwacht am 21.5.95 in Brand
gesteckt. Der oder die Täter werden nicht gefaßt. Im Sommer 1995
setzen sich der Spiegelauer Gewerbeverein (Vorsitzender: Max Schinabeck) und
der Fremdenverkehrsverein (Vorsitzender: Kurt Hobelsberger) zusammen und
beschließen, gemeinsam eine Gemdeindezeitung herauszubringen. Im Herbst erscheint
die erste Ausgabe. Der Name ist “Spiegelauer Glasmacher”. 1996 10. März 1996:
Spiegelau erinnert sich einer alten Tradition und wählt wieder rot. Die
Bürgermeisterwahlen bringen dem Kandidaten der SPD Josef Luksch einen
überwältigenden Wahlsieg. Die Zahlen: Wahlberechtigte:
3.463 Wähler: 2.708 Gültige
Stimmen: 2.685 Davon
entfallen auf: Josef Luksch
(SPD)
1.642 Stimmen = 61,15% Eckhard Sicker
(CSU) 654 Stimmen = 24,36% Harald Frank
(ÜPG)
389 Stimmen = 14,49% Die
Gemeinderatswahlen ergeben für die SPD 16.429 Stimmen (41,4%) = 7 Sitze CSU 10.386 Stimmen (26,2%)= 4 Sitze ÜPG 6.878
Stimmen (17,3%) = 3 Sitze FW 5.987
Stimmen (15,1%) = 2 Sitze Es werden von
2.706 Wählern 2.631 gültige Stimmzettel mit insgesamt 39.681 Stimmen abgegeben. Am 15. Mai
1996 wird der Startschuß für ein in Deutschland einmaliges Nahverkehrssystem
gegeben. Die "Igelbusse" werden eingeführt. In Spiegelau wird ein
großer zentraler Parkplatz mit Toilettenanlagen eingerichtet. Im November
1996 erhält Spiegelau endlich einen neuen Friedhof. Der Rachel
erhält wieder ein neues Gipfelkreuz. Am 24. August werden die Einzelteile auf
den Gipfel geschafft und zusammengebaut. Als Material wird gut gelagertes
Eichenholz verwendet. Am 3.10.1996 findet die Einweihung statt. 1997 Am 19. Juli
1997 eröffnet Bundeskanzler Kohl in Spiegelau die Glasstraße. Damit soll ein
weiterer Anziehungspunkt für den Tourismus und die Glasindustrie des
Bayerischen Waldes entstehen. Es regnet wie aus Eimern und die Veranstaltung
muß statt im Gemeindepark in der Mehrzweckhalle stattfinden. Der
Fremdenverkehrsverein Spiegelau bringt eine spezielle Gästezeitung ("Der
Wolpertinger") heraus. 1998 Spiegelau
bekommt eine neues Rathaus. Die Gemeinde erwirbt die ehemalige Pension Sigl.
Der Umzug findet im Sommer statt. 45 Jahre lang (seit 1953) war die
Gemeindeverwaltung im alten Schulhaus von 1902 untergebracht. Die baulichen
Mängel (Schimmel u.a.) machten einen weiteren Verbleib unmöglich. Am Freitag,
den 5.6.98 muß die Spiegelauer Feuerwehr zu einem ihrer größten Einsätze
ausrücken. Gegen 21.10 bricht in der Säurepolieranlage der Glasfabrik Nachtmann
Riedlhütte ein Brand aus. Der Feuerschein und eine gewaltige schwarze
Rauchwolke sind kilometerweit zu sehen. Es entstehen giftige Dämpfe. 14
Feuerwehrmänner werden verletzt oder erleiden Rauchvergiftungen. Der Schaden
beträgt über 25 Milionen DM. Ca. 350 Feuerwehrleute , 48 Sanitäter und sieben
Ärzte aus dem ganzen Landkreis sind beteiligt. 1999 Der 1. Juni
1999 bringt nichts Gutes für die 20 Beschäftigten des staatlichen Sägewerks in
Spiegelau. Am Vormittag erhalten sie die Nachricht, daß ihr Betrieb zum
Monatsende endgültig geschlossen wird. Trotz Modernisierung und Investitionen
von 4,5 Mio DM fuhr der Betrieb jedes Jahr größere Verluste ein. 1998 waren es
schließlich 700 000 DM, die der Steuerzahler hier zuschießen mußte. Der
Verdrängungswettbewerb in der Holzindustrie, der bereits seit Jahrzehnten
besteht, hatte zu dem schlechten Ergebnis geführt. Man hätte natürlich mit
weiteren Zuschüssen bzw. Subventionen weiter machen können. Der Freistaat
begründet den Verzicht auf die Weiterführung mit Steuermitteln auch damit,
nicht auf Steuerzahlerkosten den kleinen und mittelständischen Sägewerken im
Umland weitere Konkurrenz erwachsen zu lassen und diese auch noch in den Ruin
zu treiben. 2000 Im Herbst wird
die vom Bayer.-Waldverein Sektion Spiegelau in zweijähriger Arbeit
generalrenovierte Rachelkapelle wieder eingeweiht. Damit steht praktisch die
vierte Kapelle an dieser Stelle. 2002 3. März 2002 –
Kommunalwahlen in Spiegelau: Bei einer
Wahlbeteiligung von 62,5% erhalten die CSU 36,1%, die
SPD 35,8%, die Freien Wähler 20% und die ÜPG 8,1% der gültigen Stimmen. Damit sind die
CSU mit 6, die SPD mit 6, die Freien Wähler mit 3 und die ÜPG mit 1 Sitz im Spiegelauer
Gemeinderat vertreten. Bürgermeister
Josef Luksch erhielt 40 Stimmen mehr als 1996 und wurde mit 87% der Stimmen
wieder gewählt. Im Gemeinderat
sind für die CSU: Anton Seibold,
Peter Hinterberger, Siegfried Klante, Kurt Zettl, Alois Loibl und Daniela
Stern, für die SPD: Hermann Eisch,
Georg Friedl, Erich Bachmann, Elke Proßer-Greß, Günther Schmid und Ernst Ertl, für die freien
Wähler: Erhard
Wawrzek, Ludwig Schopf und Beate Rolli, für die ÜPG: Harald Frank. 12. August
2002: „Land unter“ Durch starken
Dauerregen stieg der Pegel der Schwarzach beim Kurpark (Waldbahnkiosk) bis über
das Brückengeländer. Schließlich wurden die an der Industriestraße gelegenen
Betriebe und das Gelände der Glasfabriküberschwemmt. Nur mit einem Großeinsatz
konnte die Feuerwehr noch größeren Schaden abwehren. 2003 2004 Im September
2004 übernimmt Georg Riedel aus Kufstein in Tirol zu 100% den
Nachtmann-Konzern, zu dem auch die Spiegelauer Glashütte gehört. Damit ist
wieder einmal innerhalb geschichtlich kurzer Zeit ein Wechsel des
„Glashüttenherrn“ erfolgt. Wie es mit der Spiegelauer Hütte und den
Beschäftigten dort weitergeht, ist unklar. 2005 Im September
2005 verliert Spiegelau seine Hauptschule. Nur noch die Grundschüler verbleiben
in Spiegelau. Die Hauptschüler besuchen zusammen mit den Hauptschülern von
Neuschönau die Hauptschule in Riedlhütte. Dafür gehen die Riedlhütter
Grundschüler nach Spiegelau in den Unterricht. 2006 Spiegelau
bekommt einen “Naturfriedhof”. Im August beschließt der Gemeinderat, einen Teil
des neuen Waldfriedhofs als “Naturfriedhof” einzurichten. Statt in Gräbern mit
Steinmal und Einfassung sollen Tote dort unter einem Baum oder auf einem Stück
Wiese die letzte Ruhe finden. Im Juni gibt
die Firma Riedel bekannt, dass nach dem bisherigen Stellenabbau nur noch etwa
60 Arbeitsplätze bei der Spiegelauer Glasfabrik auf erhalten werden. Zur besten
Zeit unter Direktor Danzmann (Eigentümer war damals noch die Familie
Pretzfelder) in den 50er Jahren hatte die Glasfabrik fast 700 Beschäftigte. Im Dezember
beschließt der Gemeinderat, den “alten Sportplatz”, den die Gemeinde 1931 zur
“Förderung der Jugend” von Konrad Wilsdorf geschenkt bekommen hatte, an die
Firma NETTO zur Errichtung eines Verbrauchermarkts zu verkaufen. 2007 Im März erhält
Spiegelau überraschend ein Erbe in Form der “Dr. Ludwig- und
Johanna-Stockbauer-Stiftung“. Der Zweck der Stiftung ist die Förderung der
Jugend, der Kindergärten und des Sports und Hilfe für unschuldig in Not
Geratene. Im Gegenzug ist die Gemeinde verpflichtet, den Namen des Stifters
dauerhaft zu erhalten, sich um die Pflege des Familiengrabes im alten
Spiegelauer Friedhof anzunehmen und die Verwaltung der Stiftung zu übernehmen. Bei einer
Betriebsversammlung im September kündigt Nachtmann-Vorstand Alois Kaufmann an,
dass mindestens 20 Mitarbeiter ihren Hut nehmen müssen, die Mundglasfertigung
eingestellt und statt dessen eine Schauglashütte am ruhmreichen
Glasbläser-Standort Spiegelau entstehen wird. Der 12. (!) Eigentümer- bzw.
Betreiberwechsel in 100 Jahren hat der Spiegelauer Glashütte kein Glück gebracht.
Aber es ist auch nicht die erste Schließung der Hütte. 2008 Kommunalwahlen
im März: Josef Luksch
wird trotz zweier Gegenkandidaten mit über 59% der Stimmen wieder zum
Bürgermeister gewählt. Die
Gemeinderatswahl ergibt: CSU Kurt Zettl
(1811 Stimmen) Karlheinz Roth
(1599 Stimmen) Thomas Robl
(883 Stimmen) Günther Nama
(847 Stimmen) Alois Loibl
(787 Stimmen) SPD Josef
Apfelbacher (1831 Stimmen) Elke
Prosser-Greß (1596 Stimmen) Georg Friedl
(1210 Stimmen) Erich Bachmann
(1092 Stimmen) Günter Schmid
(930 Stimmen) Kurt
Hobelsberger (872 Stimmen) Ernst Ertl
(804 Stimmen) Freie Wähler Peter
Hinterberger (1008 Stimmen) Erhard Wawrzek
(887 Stimmen) Ludwig Schopf
(846 Stimmen) Josef
Wanninger (810 Stimmen) Im Juni 2008
steht fest: die Mundglasfertigung in der Spiegelauer Glasfabrik wird endgültig
eingestellt. Auch eine Weiterführung als Schauglashütte findet nicht statt.
Spiegelaus Geschichte als Glashüttenstandort ist damit zu Ende. Am 6. Juni
2008 wird das neue Naturbad eröffnet. Die Wassertemperatur beträgt ca. 21 Grad.
Es ist das erste Naturbad in der Region, bei dem ganz auf Chemie verzichtet
wird und dessen Wasser über Solaranlagen gewärmt werden kann. Am 9. August
wird die neue generalsanierte Kläranlage eingeweiht. Das Projekt kostete 4,8 Millionen
Euro. Im März 2011 gibt der Kreistag grünes Licht für Finanzierung und Architekten-Entwürfe. Schon im April soll mit dem Bau des Technologie-anwenderzentrums Glas (TAZ) auf dem Gelände des ehemaligen Staatlichen Sägewerks in Spiegelau begonnen werden. Siegfried Wilhelm als Geschäftsführer der Betriebs-GmbH TAZ Spiegelau informiert, dass der der Bau über die Auszahlung eines so genannten Gesellschafterdarlehens finanziert wird: Der Landkreis als Gesellschafter der GmbH stellt die benötigten Finanzmittel in Form eines Kredites zur Verfügung. Der Kapitaldienst für dieses Darlehen ist aus den jährlich zur Verfügung stehenden Eigenmitteln in Höhe von 600 000 Euro zu erbringen. Maximal 450 000 Euro davon trägt der Landkreis, 150 000 Euro die Gemeinde Spiegelau als zweiter Gesellschafter. Der Gemeinderat Spiegelau hat diesem Konstrukt bereits vor der Kreistagssitzung zugestimmt. Am 30.03.2011 ist der Spatenstich für das 5,5-Mio.-Euro-Projekt für Schmelztechnik am Sägewerksgelände. 2012 Am 2. März 2012 wird das TAZ Spiegelau feierlich eröffnet. Unter wissenschaftlicher Leitung der Hochschule Deggendorf und der Universität Bayreuth, werden am traditionellen Standort neue Technologien zum Glasschmelzen und Umformung zu präzisen optischen Bauteilen wissenschaftlich entwickelt. 2014 Seit 2014 bekleidet Karlheinz Roth (CSU) das Bürgermeisteramt. Er gewann die Wahl mit 72,5 % der Stimmen.
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Leider
kann ich aus gesundheitlichen Gründen die Zeittafel nicht weiterführen.
Sollte jemand daran Interesse haben, dies weiter zu übernehmen, würde
ich mich sehr freuen. Nur zu! info@hermann-beiler.de |
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