Paul Friedl - Musikant und Heimatdichter

Paul Friedl mit ca. 30 JahrenGenau 100 Jahre ist es her. In Spiegelau wird gerade eine eigene Schule gebaut. Seit einem Jahr besteht die evangelische Kirche. Eine katholische Kirche gibt es noch nicht. Die Holzindustrie in Spiegelau blüht. Von der Glashütte kann man das nicht sagen. Ludwig Stangl jun. hat vor 4 Jahren die Glasfabrik von seinem Vater geerbt, muss aber 80.000 Reichsmark an die Witwe seines Vaters bezahlen, was ihn schließlich in den Ruin treibt.

Zu dieser Zeit brennt die Wohnung der Familie Friedl aus und man sucht eine neue Bleibe. Die findet man in der Gutsgaststätte des Nachbarortes Pronfelden. In der Wohnung neben dem Tanzsaal kommt am 22. Mai 1902 ein kleiner Bub als siebter von 12 Kindern auf die Welt. Man tauft ihn Paul. Nach dem Hofnamen des Großvaters nennt man ihn “Baumsteftenlenz”.

In der Schule ist er bald der Beste seiner Klasse, freilich erst, nachdem man erkannte, dass er wegen einer krankheitsbedingten Schwachsichtigkeit eine starke Brille braucht. Schon als Zehnjähriger beginnt er, Geschichten und Lieder die er von den Erwachsenen hört, zu sammeln und festzuhalten. Nach der Volksschule besucht er die Fachschule für Holzschnitzerei in Zwiesel und studiert dann kurze Zeit an der Münchner Kunstakademie. Seine künstlerische Begabung auf vielen Gebieten ist enorm. Aber wegen seines schlechten Sehvermögens muss er diese Richtung wieder aufgeben.

Mit 17 Jahren tritt er bereits öffentlich als Volkssänger auf. Er beginnt auch zu schreiben und verfasst während seines langen Lebens über 40 Romane und über 1000 kleinere Schriften und Beiträge. Dazu kommen 150 Lieder, Theaterstücke und über 20 volkskundliche Werke.

Wie er selbst sagt, geht es ihm darum, das heimatliche waldlerische Volksgut zu bewahren, zu fördern und in die Welt hinauszutragen. Er will zeigen, dass die Niederbayern keine “niederen Bayern” sind. Und er will daran arbeiten, dass der Bayerische Wald nicht das Armenhaus Deutschlands bleiben muss. Vor allem durch seine Radio- und Fernsehauftritte ist er bald überall im Land bekannt.

Er erhält viele Auszeichnungen und Ehrungen, darunter den Bayerischen Verdienstorden, die Silbermedaille der Deutschen Akademie, das Prinz-Alfons-Erinnerungszeichen des bayerischen Königshauses Wittelsbach, den Preis der Schiller-Stiftung, den Erzählerpreis der “neuen Linie”das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, die Schmellermedaille der Akademie der Wissenschaften, den Kulturpreis des Bayerischen Wald-Vereins und den Poetentaler der “Münchner Turmschreiber”.

Erst in hohem Alter erkennt man auch hierzulande, welche Persönlichkeit man mit ihm “in den eigenen Reihen” hat. Schließlich wird ihm sogar die Ehre zuteil, in seinem Geburtsort noch zu Lebzeiten eine Ehrentafel an seinem Geburtshaus angebracht zu bekommen.

Heute “streiten” sich Spiegelau, St. Oswald-Riedlhütte und Zwiesel um die Ehre, ihn als “großen Sohn ihrer Gemeinde” bezeichnen zu dürfen. In St. Oswald ist er geboren, denn Pronfelden gehörte bis 1978 zu St. Oswald. Seit der Eingemeindung 1978 steht sein Geburtshaus in Spiegelau. Den größten Teil seines Lebens verbringt er allerdings in Zwiesel.

Am 22. Januar 1989 stirbt Paul Friedl und hinterlässt uns die Aufgabe, das niederbayerische, insbesondere das waldlerische Volksgut weiter zu bewahren, weiter zu entwickeln und zu fördern.
Paul Friedl mit 80 Jahren

Veranstaltungen zum Thema “Paul Friedl”

Zur Ausstellung anlässlich des 100. Geburtstages von Paul Friedl gibt es eine 16-seitige Dokumentation. Sie können diese als PDF-Datei bildschirmoptimiert hier herunter laden:

PaulFriedlAusstellung.pdf (530kb).

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