Spiegelauer Geschichte |
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“Grob Glaswerck und
gemeine Waldgläser”
Glasfunde auf dem Gelände der früheren
“Kleine Spiegelauer
Geschichte” Das Buch in der “Bildschirm-Version” Eine Version des Buches mit den Abbildungen
für “Acrobat Reader” können Sie sich auf Ihren
Rechner herunter laden und dann am eigenen PC oder Laptop in Ruhe
anschauen. Dabei werden Sie von zwei Funktionen unterstützt: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die
unterstrichene Datei, wählen Sie “Ziel speichern
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mittlerer Verbindungsgeschwindigkeit ca. 10 Minuten. Dafür
können Sie dann auf Ihrem eigenen Rechner offline in Ruhe das
ganze Buch durchblättern, so oft sie wollen. |
Spiegelau einst und heute - ein kurzer Überblick An Urlaubsvergnügen und Freizeitspaß dachten die
Arbeiter sicher nicht, die inmitten der Waldwildnis in einer kleinen
Glashütte das kostbare Glas erschmolzen und bearbeiteten. Nicht
die unberührte Natur mit Bär, Luchs und Wolf hatte sie in der
Mitte des Zum Glasmachen braucht man Quarz, Pottasche, Kalk und Heizmaterial. Quarzlagerstätten waren in der Nähe. Holz als Lieferant von Pottasche und Heizenergie war genug vorhanden, ja sogar der eigentliche Grund für die Ansiedlung der Glasmacher. Kalk wurde von weiter her beschafft. Schon 1521 wird die Glashütte Spiegelau urkundlich erwähnt und im Jahr 1568 in der ”Karte von Bayern” des Philipp Apian als Spiegelfabrik eingezeichnet. Nach fast einem Jahrhundert wird der nutzbare Baumbestand in der unmittelbaren Nähe geringer. Die Glashütte zieht um. Das Herrenhaus, die Landwirtschaft, das Brauhaus und alles was zu einem ordentlichen Glashüttengut gehört, steht jetzt in Klingenbrunn. Es wird still um Spiegelaumühle, wie das Anwesen jetzt genannt wird. Die “eigentlichen” Glashütten, die Fabrikationsstätten mit den Schmelzöfen stehen “im Oxenkopf”, in Althütte und Neuhütte und werden z.T. wechselweise betrieben, während das Hüttengut immer in Klingenbrunn verbleibt. Erst im 19. Jahrhundert gibt es in Spiegelau selbst wieder eine Glashütte. Der Forst gehört inzwischen dem Staat bzw. dem Königreich Bayern. Straßen und Eisenbahnanschluss machen den Ort wirtschaftlich interessant. Industrielle aus Bayern und Sachsen errichten in Spiegelau Fabriken für Glas- und Holzverarbeitung. Die Produktpalette reicht von Glaswaren aller Art, Spiegeln, Holzspielzeug, Holzdraht, Jalousien, Pappeartikeln bis zu Zündholzrohlingen. Nach der Jahrhundertwende geht der Aufschwung weiter. 1901 wird die evangelische, 1916 die katholische Kirche eingeweiht. Für den Transport des reichlich vorhandenen Holzes wird eigens eine Schmalspurbahn, die Spiegelauer Waldbahn, gebaut. Der Ort erhält eine Hochdruckwasserleitung und die elektrische Straßenbeleuchtung wird eingeführt. Sieben Industriebetriebe geben 600 Menschen Arbeit. Spiegelau, zunächst Ortsteil von Oberkreuzberg, dann von Klingenbrunn, beginnt die älteren und zunächst auch größeren Orte der Umgebung zu überholen. Eine Namensänderung und die Gemeindegebietsreform sorgen dafür, dass Spiegelau zum Hauptort wird und diese Gemeinden heute Ortsteile der neu entstandenen Großgemeinde sind. Aber nicht nur die Industrie wächst. Es kommen auch die ersten Sommerfrischler um die wunderschöne Umgebung und die endlosen Wälder zu genießen. Der Fremdenverkehrsort Spiegelau ist geboren. Ruhe, Natur und Gastlichkeit ziehen auch damals die Reisenden an. In der Nachkriegszeit wächst der Ort weiter und wird zu einem Zentrum der Glaskunst, dessen Erzeugnisse in aller Welt bekannt und gefragt sind. Die Holzindustrie erlebt wieder einen Aufschwung. Sie fertigt von Rohprodukten bis hin zu Fertighäusern fast alles. Aber der übermächtigen Konkurrenz vor allem aus dem Osten ist man auf die Dauer nicht gewachsen. Zwei holzverarbeitende Betriebe müssen aufgeben. Selbst das staatliche Sägewerk (einmalig in Bayern!) muss im Sommer 1999 den Betrieb einstellen. Auch die Spiegelauer Kristallglasfabrik gerät zunächst ins Trudeln. Erst dem neuen Eigentümer gelingt es, den Betrieb zu konsolidieren und wieder zu einer Attraktion des Ortes werden zu lassen. Der Aufschwung dauert leider nicht lange. Die internationale Konkurrenz ist zu stark. Im Juni 2008 steht fest: die Mundglasfertigung in der Spiegelauer Glasfabrik wird endgültig eingestellt. Auch eine Weiterführung als Schauglashütte findet nicht statt. Spiegelaus Geschichte als Glashüttenstandort ist damit zu Ende. Bundeskanzler Kohl eröffnet 1997 in Spiegelau die Glasstraße. Diese neue deutsche Ferienstraße führt von Neustadt an der Waldnaab über Spiegelau bis nach Passau und zeigt die Vergangenheit und Gegenwart des Glases entlang dieser Fahrtroute. Es ist jedoch nicht nur das Glas, das Spiegelaus Geschichte so entscheidend beeinflusst hat. Spiegelau hat etwas im Überfluss, was viele Menschen oft vergeblich suchen. Am Fuße des zweithöchsten Berges des Bayerischen Waldes, des Großen Rachel gelegen, inmitten des größten zusammenhängenden Waldgebietes Mitteleuropas, findet man Ruhe, gute Luft, weitgehend unberührte Natur, Wälder soweit das Auge blickt. 1970 wird hier der erste deutsche Nationalpark gegründet. Die weitgehend vom Menschen zurückgedrängte Natur soll hier noch ein kleines Rückzugsgebiet haben, in der sie sich selbst ohne menschliche Eingriffe entwickeln kann. Die Lage Spiegelaus als Tor zum Nationalpark sowie die vielen Möglichkeiten der Erholung in der Natur ziehen Jahr für Jahr viele Feriengäste aus aller Welt an. Was für die ersten Besiedler der Wildnis am Fuße des Rachel noch täglicher Überlebenskampf war, dient heute vielen Menschen als Ort der Ruhe und Erholung. © hermann beiler, spiegelau Weitere Links zur örtlichen Geschichte: Kleine Spiegelauer Glashüttengeschichte Paul Friedl - Musikant und Heimatdichter |