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Gedanken zum Dreikönigsfest
Von Dekan Kajetan Steinbeißer
„Die drei Gott-Sucher”
„ Der Weg ist das Ziel!“ Diesen modernen Werbeslogan kennen wir. Wenn die drei Weisen aus dem Morgenland, oder die Dreikönige, wie sie landläufig genannt werden, diesen Slogan gekannt und auf ihn reingefallen wären, so muss man folgern, dass sie womöglich noch heute rum marschieren würden.
Wenn das Ziel der Weg sein soll und nicht der Stern, eine Berghütte, ein Gipfel oder eine Wallfahrtsstätte, oder sogar Gott selbst, dann bleibt es wohl nur beim Weg, beim Marschieren.
Von daher passt dieses Motto auch gut in unsere Zeit, wo man sich in vielen Bereichen des Lebens fragt: „ Wo soll es denn eigentlich hingehen?“ „Wieso wird das Durcheinander immer größer?“ Darauf möchte ich aber später noch eingehen.
Schauen wir uns zunächst einmal die drei Weisen an, die ein Ziel haben, weil sie einen Stern sehen. Wir fragen uns, was in reichen, gut situierten, gebildeten Menschen vorgehen mag, aus ihrem Besitz, von ihrer Familie aufzubrechen, um einem Stern, einem Ziel zu folgen? Warum ändern sie plötzlich ihr Leben?
Kann es Abenteuer sein, suchen sie Events oder einen Kick im Leben? Möchten sie berühmt werden? Ich denke, dass - so wie uns das Evangelium die Geschichte erzählt - diese Herren das nicht benötigen. Ihr Weg wird sicher ein strapaziöser gewesen sein. Riesige Wüstengebiete, Lebensgefahren und Ratlosigkeit werden sie erfahren haben. Bis zuletzt begleitet sie diese Ratlosigkeit und könnte fast in Resignation umschlagen, als sie vor Herodes stehen, enttäuscht einen „falschen“ König sehen und undurchsichtigen Rat von den theologischen Beratern erhalten.
Warum lassen sie sich von all diesen Umständen und Hindernissen nicht abbringen, ihrem Ziel zu folgen? Wenn Menschen plötzlich die gewohnte Umgebung verlassen, zielstrebig nach dem Zentrum ihres Lebens suchen, sich mit den Banalitäten des Lebens nicht mehr zufrieden geben, dann hat das mit Lebenssehnsucht zu tun. Sehnsucht nach Leben wird aber endgültig nicht in den „Life-Style-Angeboten“ von heute in Erfüllung gehen.
Denn das zeigt gerade unsere Zeit, in der es so viele Angebote gibt wie noch nie, und trotzdem ist der Mensch gelangweilt wie noch nie. Zudem zeigt eine wahnsinnig schnelllebige Zeit, dass Sterne von heute kurzlebiger sind denn je. „Leuchttürme“ des Tourismus, der Schlagerbrache, der Wirtschaft, des Sports, ja sogar des Welthandels (New York) und des Kapitalgottes leuchten nur kurzzeitig.
Viele Menschen reden davon, keine Perspektiven zu haben, obwohl es Medien, Internet, Kommunikationsmöglichkeiten und Mobilität gibt wie noch nie. Manche beschreiben das heutige Leben als langweilig, obwohl die Angebote von Freizeit und Sport fast schon unüberschaubar sind.
Was ist die Ursache dieser Gemütskluft? Wieso ist die Sehnsucht nach Gott oft so verblasst? Warum ist der Weg, das Herumstreunen vielen wichtiger geworden als das Ziel? F. Nietzsche spricht direkt in unsere Welt mit Zarathustra: „Wehe es kommt die Zeit, wo der Mensch nicht mehr den Pfeil seiner Sehnsucht über den Menschen hinauswirft und die Sehne seines Bogens verlernt hat zu schwirren.“
Was können wir von den drei Weisen lernen?
1. Sie spüren ihrer Lebenssehnsucht nach und geben sich nicht mit ihrem Vermögen, ihrer Bildung, ihrem augenscheinlichen, äußeren Dasein zufrieden.
2. Sie brechen auf, überwinden ihre Bequemlichkeit, setzen sich in Bewegung, weil sie ein Ziel haben.
3. Der Weg zum Ziel ist nicht einfach, keine Schnellstraße. Dieser Weg ist mit Ratlosigkeit und Fragen gepflastert.
4. Ihr Ziel ist nicht oberflächlich, kurzlebig und effektvoll, sondern trifft in ihr Herz, ihr Inneres, geht unter die Haut. Dieses Ziel ist klein im Kind und ewig, weil es sich um Gott selbst handelt.
Was passiert aber, wenn man am Ziel angekommen ist? Rentiert sich der Weg? Was ist, wenn Gott sich finden lässt?
Der zeitkritische Philosoph Jürgen Habermas beschreibt die Folgen von schneller, billiger, oberflächlicher Befriedigung des Augenblicks so: „Wenn die utopischen Oasen austrocknen, breitet sich eine Wüste der Banalität und Ratlosigkeit aus.“ Oder anders gesagt: Wer Gott aus dem Auge verliert, braucht sich nicht zu wundern, wenn er sein Leben nicht findet.
Wenn Menschen ihre Lebensperspektiven verlieren, wenn Verletzungen und Verachtung über die Liebe herrschen, dann muss der Stern von Bethlehem unser Ziel sein. Die Weisen haben sich von Anfang an verlassen auf ihn. Unter seinem Zeichen finden sie Gott. Sie sind gekommen, um diesen Gott anzubeten.
Nur der Mensch gewordene Gottessohn kann die letzte Sehnsucht stillen. Nur er kann tiefsten Sinn geben. Nur er geht immer mit uns und eröffnet uns neue Perspektiven und echte Weiten.
Er allein verwandelt uns: „Sie gingen auf einem anderen Weg nach Hause.“
Msgr. Kajetan Steinbeißer ist Dekan von Freyung-Grafenau und Stadtpfarrer von Grafenau und St. Oswald.

 

Allerheiligen
"Nein, ein Heiliger möchte ich nicht werden, ich möchte lieber ein normaler Mensch bleiben", so habe ich einmal jemanden sagen hören. Vielleicht denken viele unter uns auch so. Und doch, der heilige Paulus z. B. nennt uns "Heilige".
Er redet die Empfänger seiner Briefe als "Heilige" an. Er schreibt an die "Heiligen von Philippi", an die "berufenen Heiligen von Rom", an die "Heiligen von Korinth".
Wenn das Neue Testament von den "Heiligen" spricht, dann meint es die Getauften, die Christen, dann spricht es also von uns und von niemand sonst. Es könnte also Ihr Pfarrer bei der Predigt statt "meine lieben Schwestern und Brüder" genauso gut sagen: "Meine lieben Heiligen!"
Allerdings habe ich da die Befürchtung, es könnte sich bei dieser Anrede niemand angesprochen fühlen. Wer würde da schon die Hand heben und "hier" rufen ?
Wir alle denken halt bei dem Begriff "Heilige" immer und zuerst an die Vollkommenen, Vollendeten, von der Kirche heilig gesprochenen Christen. Und so ist aus der Gemeinschaft der Heiligen, zu der wir alle gehören, ein himmlischer Kreis von "Superchristen" geworden, zu dem wir zwar bewundernd aufschauen, dem wir aber nicht angehören können.
Halten wir uns also lieber an das Neue Testament. Gemeinschaft der Heiligen ist die Kirche als ganze: also nicht nur Maria und Josef, Florian und Sebastian, Barbara und Katharina, Nikolaus und Martin und wie sie alle heißen.
Nein, dazu gehören auch die unbekannten Heiligen, die kein Papst heilig spricht, die nie im Leben Wunder gewirkt haben, an denen man nie ein Zeichen von Vollkommenheit sah.
Dazu gehören all die Menschen, die ihre vielen Fehler hatten und Schwächen, die aber mit ihren Begabungen etwas anfingen, die versuchten, wenigstens in einem Punkt die Botschaft Christi zu leben.

Wenn wir selber einmal bei Gott sind, werden wir Menschen treffen, die vielleicht mit uns auf der Schulbank waren. Wir werden erstaunt sein, wenn wir in der Schar, "die niemand zählen kann", Menschen antreffen, bei denen wir nie Heiligkeit vermutet haben.
Heilige, das sind also zuerst einmal ganz normale Menschen, wie Sie und ich. Sie waren auch nicht von Geburt an heilig, sondern wurden es erst im Laufe ihres Lebens und wussten es selbst nicht einmal. Die Heiligen haben nicht alles in ihrem Leben, aber doch etwas sehr gut gemacht.
Und wenn dann einst auch wir einmal heilig und bei Gott sind, dann wird hier auf Erden, weiterhin das Fest Allerheiligen begangen werden. Mit ziemlicher Sicherheit werden unsere Namen vergessen sein und doch wird unser gedacht werden. Wenn nämlich die Allerheiligenlitanei zu den Worten kommt: "Alle Heiligen Gottes, bittet für uns!" Dann wird sich diese Anrufung auch an Sie und an mich richten, denn dann stehen wir mit Maria und Josef und Elisabeth und Martin in der unübersehbaren Schar derer, die Gott nach einem ganz gewöhnlichen Leben mit dem alltäglichen Einerlei an Hoffnung, Ärger, Mühsal und Neubeginn zu sich gerufen hat.

Pfarrer Hubert Gerstl Spiegelau

 

Das Märchen vom kleinen Schaf -
oder von der Schwierigkeit, Jesus Christus nachzufolgen.

Es war einmal ein kleines Schaf. Es lebte in einer kleinen Herde. Diese Herde hatte einen guten Hirten. Dies war allen Schafen dieser Herde klar. Der Hirte beschäftigte sich sehr mit seinen Schafen. Er kannte jedes beim Namen. Er sprach mit seinen Schafen und erklärte immer warum er etwas tat und wozu etwas gut sein sollte. Weil er jedes einzelne Schaf erzogen hatte und jedes Schaf wusste, worauf es ankam, konnte der gute Hirte sogar auf die Hunde verzichten. Sicher lief immer etwas nicht ganz so gut. Aber damit konnten sie leben. Jedes Schaf hatte die Freiheit, sich für gut oder böse zu entscheiden. Durch das Vorbild des guten Hirten war die Entscheidung manchmal leichter, manchmal auch schwerer. Aber im Prinzip wusste jeder, was eigentlich richtig war.

Eines Tages wachten die Schafe am Morgen auf und mussten feststellen, dass der gute Hirte nicht mehr da war. Sie warteten volle drei Tage, dann machten sie sich auf die Suche. Schließlich erkannten sie, dass sie ihn auf diese Weise nicht finden würden. Gleichzeitig erkannten sie, dass sie ihn alle in ihrem Herzen trugen. Sie erinnerten sich, was sie von ihm gelernt hatten und versuchten, entsprechend zu handeln. Den jungen Schafen gaben sie es, so gut sie konnten, weiter. Es war manchmal nicht einfach und oft fühlten sie sich unsicher und allein.

Da begegneten sie eines Tages einer anderen Schafherde. Diese Herde war sehr viel größer. Sie war wohl geordnet. Die Schafe waren gut genährt. Sie trugen silberne Glöckchen um den Hals und kostbare Decken auf dem Rücken, damit sie nicht frieren mussten, wenn sie geschoren waren. Um die Herde liefen viele gut ausgebildete Schäferhunde, die darauf achteten, dass keines aus der Reihe tanzten. Natürlich sollten diese Hunde die Schafe auch vor den bösen Wölfen bewahren.

An der Spitze der Herde fuhr auf einem Wagen, der von den größten Schafen gezogen wurde, der Hirte. Dieser war prächtig gekleidet und sah sehr gemessen und würdig drein. Er sprach nur mit den Oberschafen, die seine Gedanken und seine Kommandos dann weitergaben. Und mit den Schäferhunden sprach er natürlich auch.

Der Hirte der großen Herde ließ nun der kleinen Herde ausrichten, dass sie sich der großen Herde anschließen sollten. Ein wenig umstellen müssten sie sich schon, denn sie sähen doch leider eher wie ein Sauhaufen und nicht wie eine Schafherde aus. Der gute Hirte sei ihm natürlich auch bekannt und er sähe sogar seinen persönlichen Auftrag darin, dafür zu sorgen, dass alles so geschehe, wie der gute Hirte es eigentlich gewollt habe. Natürlich sei es sehr schwierig, genau zu wissen, was der Wille des guten Hirten sei; aber dafür sei extra eine Kommission eingesetzt, aus lauter Fachschafen und die würden sich viel Mühe machen.

Die kleine Herde beriet sich untereinander. Vor- und Nachteile wurden abgewogen und so entschied sich die Mehrheit für den Anschluss.

Nur unser kleines Schaf, das inzwischen auch schon größer geworden war, dachte bei sich: "Wenn wir uns hier anschließen, haben wir unseren guten Hirten, der ganz anders war, bald vergessen. Und das kann nicht gut sein. Jeder von uns kann doch den guten Hirten im Herzen tragen und entsprechend handeln. Wir brauchen keinen Oberführer.”

Andererseits dachte unser kleines Schaf, das eben inzwischen schon größer geworden war: “Vorteile hat das natürlich auch, sich anzuschließen. Die Herde ist groß, da falle ich nicht so auf. Im Prinzip kann ich weiter machen was ich will. Ich werde immer genug zu essen haben. Und außerdem, so schön ist es auch nicht, immer alles selber überlegen und entscheiden zu müssen. Es hat schon viele Vorteile, wenn mein Leben und meine Aufgaben als Schaf klar geregelt sind. Da kenne ich mich dann wenigstens aus. Ich bin dann nicht immer selber schuld, wenn was schief läuft. Und wenn ich Glück habe, komme ich sogar ungeschoren davon. Na ja, und wenn schon, einmal im Jahr werde ich das schon aushalten.”

“Nur das mit meinem guten Hirten macht mir etwas Sorgen. Aber da habe ich auch schon eine Idee. Mir steht ja dann wie den Anderen eine schöne Decke zu. Ich werde mir also eine Decke wünschen, auf der mein guter Hirte groß abgebildet ist. Dieses Mäntelchen hänge ich mir dann um.”

So dachte das kleine Schaf, das inzwischen ein großes Schaf geworden war.

Und so geschah es auch.

Oder?

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